Was ist Selbstwertschätzung?
«So wie ich bin, bin ich ein wertvoller Mensch» – Die Freude zu spüren, dass wir so sind, wie wir sind, ist die wichtigste Grundlage, um täglich mit Lebensfreude durch das Leben zu gehen.
Menschen, die ihren Selbstwert positiv schätzen, sehen sich als wertvolle Persönlichkeit. Sie nehmen auf eine gesunde Weise ihre Leistungen wahr und schenken ihnen Anerkennung. Es fällt ihnen leicht, nicht nur die eigenen Leistungen, sondern auch die Leistungen anderer Menschen zu wertschätzen.
Inhalt
Was ist Selbstwertschätzung?
Selbstwertschätzung ist die Bewertung, die Menschen von sich selbst haben. Sie ist eine Quelle von psychischer Stabilität. Selbstwertschätzung bedeutet, dass sich eine Person als wertvoll ansieht. Dazu gehört die Wahrnehmung der eigenen positiven Seiten, aber auch Akzeptanz gegenüber von negativen Seiten.
Menschen, die sich wertschätzen, nehmen sich, unabhängig von ihren Eigenschaften so an, wie sie sind. Sie beobachten sich objektiv. Selbstwertschätzung beinhaltet immer auch die Wertschätzung der Mitmenschen. Können Menschen auf gesunde Weise eigene Leistungen wahrnehmen und anerkennen, so sind sie auch in der Lage die Leistungen anderer zu schätzen. Es fällt ihnen leicht, diese Anerkennung auch zum Ausdruck zu bringen. Sie stellen sich weder über noch unter andere Personen.
Empfangene und gegebene Wertschätzung vergrößern den Selbstwert sowohl beim Empfänger als auch beim Gebenden. Solche Menschen sind, wenn sie eine offene Art haben und kontaktfreudig sind, oft auch beliebt.
Welche Arten von Selbstwertschätzung gibt es?
Selbstverliebte Selbstwertschätzung
Sich selbst zu lieben wird in unserem Wertesystem gerne als Egoismus, Selbstverliebtheit oder Überheblichkeit betrachtet. Selbstliebe und Selbstwertschätzung sind allerdings die Basis dafür, dass wir andere lieben und in der Lage sind, etwas geben zu können.
Ein gewisses Mass an Selbstliebe ist Voraussetzung für ein zufriedenes und erfülltes Leben.
Ein überhöhtes Mass an Selbstliebe oder Selbstverliebtheit hat den Charakter, sich nur mit sich zu beschäftigen und das Desinteresse gegenüber anderen Menschen. Diese Art von Selbstverliebtheit hat wenig mit Selbstwertgefühl zu tun und kann zu Problemen im Umgang mit anderen Menschen führen. Solche Menschen verlangen nach übermässiger Bewunderung und haben ein grandioses Gefühl des eigenen Stellenwerts. Sie haben ein überhebliches Ego.
Menschen mit einem gesunden Ego hingegen leben gesünder und psychisch resilient. Sie achten sich selbst.
Authentische Selbstwertschätzung
Ein hoher Selbstwert fördert ein authentisches Leben.
Menschen mit einem hohen Selbstwert akzeptieren sich mit ihren Schwächen und Stärken. Sie stehen zu sich selbst und versuchen nicht den anderen zu gefallen. Diese Menschen sind ehrlich und authentisch und sind zufrieden ohne Aufmerksamkeit von aussen zu brauchen. Das macht sie zu guten Freunden und Partnern.
Über die Selbstwertschätzung gelingt es, das Innere ins Gleichgewicht zu bringen. Das ist wichtig, denn die innere Einstellung erzeugt das äussere Dasein. Dieses Handeln erzeugt Ausstrahlung, die von innen kommt und macht authentisch, ehrlich und wirksam. Menschen die eine authentische Selbstwertschätzung in sich tragen, haben ihr Bewusstsein für sich selbst entwickelt und können ihre Gefühle richtig wahrnehmen. Sie kennen ihre eigenen Werte und Bedürfnisse und haben das Bewusstsein, ihre Emotionen auszuleben. Es fällt ihnen leicht, gesellschaftliche Systeme, die nicht zu ihnen passen, abzulegen.
Schwindeln hindert Menschen daran authentisch zu sein und setzt den Selbstwert herab, da sie sich scheuen, anderen Menschen die Wahrheit zuzumuten.
Depressive Selbstwertschätzung
Menschen mit geringem Selbstwert, halten sich permanent ihre eigenen Schwächen und Fehler vor. Es fällt ihnen schwer an die eigenen Möglichkeiten zu glauben und glückliche Momente zu geniessen. Sie können sich nur dann achten und wertschätzen, wenn sie bei anderen beliebt sind, machen sich von deren Zuneigung abhängig. Eine geringe Selbstwertschätzung ist durch ein Vermeidungs-Verhalten charakterisiert. Damit die Selbstwertschätzung nicht weiter leidet, ist hier das Ziel der Selbstschutz. Einzelne Menschen neigen hierbei zu enorm vorsichtigen Verhalten und übermässiges Grübeln. Ängste und Depressionen treten auf. Sie bleiben unter ihren Möglichkeiten, befinden sich in einem Teufelskreis und es fällt ihnen schwer, sich an ein Ziel heranzutrauen, bzw. es zu erreichen. Neue und ungewohnte Situationen werden vermieden.
Soziale Selbstwertschätzung
Eine soziale Selbstwertschätzung umfasst alle Selbstbewertungen im Zusammenhang auf den Umgang mit Mitmenschen. Beispielsweise:
- Kann man Kontakte mit fremden Menschen knüpfen?
- Kann man seine eigene Meinung zum Ausdruck bringen?
- Fällt es einem leicht, seine Interessen zu vertreten und diese auch durchzusetzen?
- Hat man das Gefühl, im Allgemeinen geschätzt und gemocht zu werden?
- Fällt es einem leicht, mit Kritik umgehen?
Leistungsbezogene Selbstwertschätzung
Bei der leistungsbezogenen Selbstwertschätzung würdigen Menschen ihre eigenen fachlichen bzw. beruflichen Fähigkeiten. Dies können handwerkliches Talent, Intelligenz, Sprachvermögen oder sportliche Begabung sein. Menschen mit wenig Selbstwertschätzung betonen in ihrer Empfindung eher was sie nicht können. Sie übersehen oder bagatellisieren, was sie eigentlich gut können. Jeder Mensch verfügt über Stärken und Fähigkeiten, die es wert sind, von ihrem «Eigentümer» beachtet und geschätzt zu werden.
Antisoziale Selbstwertschätzung
Ein unangemessener hoher Selbstwert führt zu Überheblichkeit, Arroganz und Egoismus. Diese Menschen stellen sich oftmals über andere. Sie sind der Überzeugung, dass sie mehr wissen und können und geben damit ihren Mitmenschen das Gefühl, weniger gut zu sein.
In sich selbst verliebte und egoistische Menschen überspielen durch ihr im Grunde antisoziales Verhalten ihre Schwächen, Ängste und Unsicherheiten.
Vorteile einer hohen Selbstwertschätzung
Eine hohe Selbstwertschätzung liefert eine stabile Grundlage für weitere Selbstaktualisierungen, wie auch für persönliches Wachstum. Das Verhalten von Menschen mit einer hohen Selbstwertschätzung äussert sich durch Offenheit und Engagement. Ebenso verfügen sie über wirksame Methoden der Selbstregulierung. Das heisst, dass sie in der Lage sind, Erfahrungen zu verarbeiten und diese als Grundlage der künftigen Entwicklung zu nutzen.
Einflussfaktoren für die Entwicklung von Selbstwertschätzung
Sich selbst wertzuschätzen – einen positiven Selbstwert zu haben – gilt als zentraler Punkt des menschlichen Wohlbefindens.
Folgende Einflussfaktoren spielen bei der Entwicklung für die Selbstwertschätzung eine tragende Rolle:
Startbedingungen
Neben der genetischen Komponente (Veranlagung und Charakter) hängt die Entwicklung der Selbstwertschätzung oft davon ab, in welcher Form Unterstützung und Wertschätzung in der Kindheit erlebt wurden.
Das Erziehungsverhalten der Eltern spielt in der Entwicklung des Selbstwerts eine wichtige Rolle. Sie sind die ersten, die ihren Kindern einen respektvollen Umgang geben, Liebe schenken und ihnen vermitteln, dass sie wertvolle Menschen sind. Das verleiht Sicherheit und stärkt das Urvertrauen. Menschen wachsen zu selbstsicheren und selbstschätzenden Menschen heran, wenn sie diese frühkindliche Erfahrung gemacht haben.
Häufig liegt die Erklärung für einen schwachen Selbstwert in der Kindheit. Die eigenen Bedürfnisse wurden nicht erfüllt.
Es ist wichtig eigene Werte zu leben. Daher sollten Kinder und Jugendliche darin unterstützt werden, diese zu finden und zu leben.
Jedoch spielt auch die soziale Umwelt beim Verlauf der persönlichen Entwicklung eine grosse Rolle. Von der Kindheit über die Pubertät bis hin zum Erwachsenenalter.
Sozialisierung
Im Hergang der Sozialisierung stellt sich die Frage, wie die individuelle Wesensart mit Familie bzw. Lebensformen zusammenpasst. Vorausgegangene Erfahrungen des «Anders-Seins» haben überaus starke Auswirkungen bzgl. der Entwicklung des Selbstwerts. Erleben sich Menschen als Teil einer Gemeinschaft und haben sie das Gefühl, dazugehörig zu sein, so fühlen sie sich sicher. Dies ist eine gute Grundlage für die Entwicklung des Selbstwerts.
Persönliche Entwicklung
Bei den individuellen Faktoren ist das Mass an psychischer Reife erforderlich. Diese psychische Reife hängt in Relation mit der persönlichen Motivation, die durch intrinsische oder externale Quellen versorgt werden kann. Spiegelbild des Selbstwerts eines Menschen ist, wie er sich mit Werten anderer wiedererkennt, wie er seine inneren Werte mit denen der äusseren Umwelt abgleichen kann und ein konsistentes individuelles Wertesystem entwickelt.
Selbstwertschätzung wird über sogenannte Selbstwertmomente aufgebaut. In solchen Momenten erkennen Menschen, dass sie in eigenen bedeutenden Bereichen Erfolge oder Misserfolge erleben können. Dies hat Wirkung auf die eigene Selbstwertschätzung. Je nachdem wie Menschen mit solchen Selbstwertmomenten umgehen, wird ihr Selbstwert kurzfristig beeinflusst und langfristig geprägt.