Was ist Selbstwert?

Wer Freundschaft mit sich selbst schliesst und das eigene Ich akzeptiert, besitzt einen stabilen Selbstwert. Selbstwert kommt von innen heraus und ist das Fundament für Selbstvertrauen. An sich selbst zu glauben hilft Zielen nachgehen zu können. Ein gesunder Selbstwert ist für alle Lebensbereiche sehr wichtig. Es steigert das seelische Wohlbefinden und fördert gute Beziehungen.

Was ist Selbstwert?

Der Selbstwert ist die Bewertung, die Menschen von sich selbst haben. Diese bezieht sich auf die eigene Persönlichkeit und die Fähigkeiten die man sich zuschreibt. Selbstwert ist die individuelle Einschätzung (Selbstempfinden) der eigenen Kompetenzen in verschiedenen Lebensbereichen. Der Selbstwert ist der Wert, den sich Menschen in ihrem Kern selbst zuschreiben. Ein guter Selbstwert ist die Basis für jedes Selbstvertrauen. Menschen, die sich ihres eigenen Wertes sicher sind, fühlen sich den Herausforderungen des Lebens gewachsen. Mit Hilfe ihres starken bzw. stabilen Selbstwert sind mit sich und ihrem Leben zufrieden, leben in guten Partnerschaften und zeigen hohe Leistungen.

Selbst: Die einzigartige und unvergleichbare Persönlichkeit. Wir nehmen unsere Identität wahr – Erkennen uns selbst.

Wert: Die Anforderung, mit der wir unsere eigene Bedeutsamkeit und Rolle einstufen.

Selbstkonzept

Das Selbstkonzept beinhaltet die Wahrnehmung und die Kenntnis um die eigene Person. Es definiert sich über die im Gedächtnis gespeicherten Informationen. Dazu zählen Kenntnisse über persönliche Eigenschaften, Fähigkeiten, Vorlieben, Gefühle und Verhalten. Bei der Entstehung des Selbstkonzepts verbinden sich genetische, soziale und umweltbedingte Faktoren miteinander. Zu den genetischen Faktoren gehören Temperament und andere Persönlichkeitsdispositionen. Soziale Faktoren sind die Soziale Identität, die soziale Rolle und der soziale Vergleich. Ebenso gehören zu den sozialen Faktoren auch Erfolge und Misserfolge.

Selbstwirksamkeitserwartungen

Menschen, die daran glauben, in schwierigen Situationen eigenständig handeln zu können haben eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung. Sie glauben daran, selbst etwas zu erreichen. Ein Bestandteil der Selbstwirksamkeitserwartung ist die Auffassung, man könne als Mensch gezielt Einfluss auf die Dinge und die Welt haben. Äussere Umstände, andere Personen, Zufall und Glück oder andere unkontrollierbare Faktoren werden nicht als Ursache erkannt. Personen mit einem starken Glauben an die eigene Kompetenz haben eine größere Ausdauer bei der Bewältigung von Aufgaben, eine niedrigere Anfälligkeit für Angststörungen und Depressionen und mehr Erfolge im Berufsleben.

Woher kommt der Selbstwert?

Entwicklung der Selbstwertschätzung

Menschen müssen sich im Laufe ihres Lebens und persönlicher Entwicklung verschiedenen Entwicklungsaufgaben stellen. Diese Lebensspanne beginnt mit der Entwicklung des Urvertrauens im Babyalter und dauert bis ins hohe Alter. Entscheidend für die Entwicklung der Selbstwertschätzung sind drei Phasen.

1. Die Entwicklung im Baby und Kleinkindalter besteht im Aufbau von Vertrauen in andere Menschen. Es ist alles leicht und Kinder sind voller Selbstvertrauen. Macht ein Kind regelmässige Erfahrungen, dass es von wichtigen Bezugspersonen wertgeschätzt wird, so können daraus vertrauensvolle Beziehungen entstehen. Die Bedürfnisse des Kindes werden ernst genommen und somit stabilisiert sich die Überzeugung, dass es zugehörig und wertvoll ist.

2. Die Entwicklung im Schulalter ist die nächste Phase. Das soziale Umfeld erweitert sich, Kinder entwickeln sich weiter. Sie müssen lernen wirksam mit Erfolgen und Misserfolgen umzugehen. Ebenso entwickeln sie im sozialen Vergleich angemessene Maßstäbe um den eigenen Selbstwert zu entwickeln. In dieser zweiten Phase geht es um den Aufbau eines guten Selbstwert. Wenn in der ersten Phase eine stabile Grundlage geschaffen wurde, so wird in der Regel der Aufbau eines gesunden Selbstwert einfacher sein.

3. Die Entwicklung im Erwachsenenalter beinhaltet die Frage nach der persönlichen Identität. Nach den Jahren der Pubertät geht es jetzt darum, einen persönlichen und akzeptablen Lebensentwurf zu planen. Dieser entspricht der eigenen Identität. Vergangene Erfahrungen werden integriert, der junge Erwachsene passt sich bestehenden Gegebenheiten an. Daraus entwickelt sich schliesslich ein zusammenhängendes Selbst- und Weltbild. In dieser dritten Phase heisst es, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen. Es gilt Selbstwirksamkeit zu entwickeln und die Selbst- und Weltbilder anderer Menschen lernen zu akzeptieren.

Vorteile eines hohen Selbstwerts

Ein hoher Selbstwert begünstigt die Lebenszufriedenheit. Er steigert das Wohlbefinden und führt zu befriedigenden sozialen Beziehungen. Menschen mit einem starken Selbstwert haben eine solide bis hohe Meinung von sich. Sie sind sich ihres eigenen Wertes sicher und fühlen sich den Herausforderungen des Lebens gewachsen. Sie zeigen hohe Leistungen und sind Optimisten. Ein starkes Selbst ist eine psychologische Ressource und unterstützt eine stabile Gesundheit.

Wer ein deutliches Gefühl für die eigene Identität, Kompetenz und Wertigkeit besitzt, schützt sich selbst vor emotionalen Stress. Dies bewirkt das Entziehen jeglicher Konsequenzen von erlebten Zurückweisungen oder Misserfolgen. Selbstwertstarke Menschen verlassen sich auf ihre gute „Selbstwertquelle“, schenken äusseren, veränderlichen Verstärkern wenig Beachtung. Sie akzeptieren sich so, wie sie sind und machen dies nicht von positiven Rückmeldungen abhängig. Dieser starke Selbstwert kommt aus dem Inneren und keine äussere Kritik kann das beeinflussen.

Nachteile eines hohen Selbstwerts

Wie ein niedriger Selbstwert, kann auch ein hoher Selbstwert Gefahren bergen. Nicht die Höhe des Selbstwerts ist zu beachten, sondern die Qualität.

Ein zu hoher Selbstwert kann in einer Wechselbeziehung mit Narzissmus, Egozentrismus und an einem Defizit an Einfühlungsvermögen stehen. Es kann folglich zu gewalttätigem Verhalten kommen.

Selbsterhöhende Vorurteile können sich verstärken. Schliesslich kann dies zu Gewalt führen – besonders gegen Menschen, die als Bedrohung des eigenen Bewusstseins betrachtet werden. Eine Neigung zur Selbstüberschätzung setzt die Bereitschaft, allgemeines Feedback anzunehmen, herab. Die Verantwortung für eigene Handlungen zu übernehmen wird vermindert. Dies beeinträchtigt u.a. die persönliche Entwicklung und entsprechend den Wachstum. (Quelle: Sedikides 1993)

Nachteile eines niedrigen Selbstwerts

Niedriger Selbstwert erhöht psychologischen Stress, sobald es zu subjektiv erlebten Misserfolgen kommt. Menschen mit schwachen Selbstwert erleben emotionalen Stress, sobald sie von aussen eine nachteilige soziale Beurteilung bekommen. Diese Menschen neigen zu Depressionen, durchleben intrapersonale Prozesse, wie z.B. Grübeln. Sie suchen nach interpersonale Strategien, d.h. sie ziehen ihren Selbstwert aus dem Feedback ihrer Umgebung. Ein schwacher und instabiler Selbstwert kann Lebenschancen verbauen. Ist der Selbstwert nicht so sicher, läuft man der Gefahr, anfälliger gegen erlebte Misserfolge oder Bedrohungen zu sein. Häufig erfordert es hierbei eine fortlaufende Anerkennung der eigenen Person durch äussere Bestätigung. Misserfolge werden grundsätzlich auf eigenem Fehlverhalten zurückgeführt.

Was kann man dagegen tun?

Um weiteres Absinken des niedrigen Selbstwerts zu verhindern nutzen diese Menschen unterschiedliche Strategien. Das sind vorsichtiges und zurückhaltendes Verhalten, um speziell keine übersteigerte Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, vor allen nicht auf dem von sich vermuteten negativen Eigenschaften. Menschen mit niedrigen Selbstwert versuchen eine externe Ablehnung und Versagen zu vermeiden. Sie wollen von aussen als nett, freundlich und sympathisch zur Kenntnis genommen werden. „Bloß nicht unangenehm auffallen“, heißt deshalb ihr Leitsatz. Anerkennung von aussen ist ihnen zwar sehr wichtig, aber noch wichtiger ist es für sie, sich keine Kritik oder Ablehnung einzustecken.

Allerdings laufen sie Gefahr, dass dies zu einer weiteren Minderung ihres Handlungsspielraums führt. Ebenso stärken sie mit diesem Verhalten sich einer positiven Entwicklung und entsprechenden Wachstum zu entziehen. Schwierige Aufgaben werden nur zögerlich oder gar nicht angegangen. Sie glauben nicht an ihren Fähigkeiten. Dies kann zu Ängsten und Depressionen führen. Schlechte schulische Leistungen, Beziehungsprobleme, Alkohol- oder Drogenmissbrauch, Passivität, berufliche

Misserfolge, Gewalt, sogar suizidale Gedanken gehen auf das Konto eines niedrigen Selbstwerts. (Quelle: Zeigler-Hill 2013)

Was ist ein optimaler Selbstwert?

Lieber ein stabiler als ein zu hoher Selbstwert!

Ein optimaler Selbstwert sollte realistisch sein. Er sollte den Umständen und Zielen entsprechen. Die Grundlage eines sicheren Selbstwert ist ein angemessenes Gefühl des eigenen Wertes und einer realistischen Selbsteinschätzung. Menschen unterscheiden sich unabhängig von dem Niveau ihres Selbstwerts darin, wie stabil dieser über einen Zeitraum hinweg bleibt.

Salvere-Positive Psychologie-Was ist Selbstwert

Ein stabiler Selbstwert ist verbunden mit positiven Gedanken. Eigene Schwächen werden akzeptiert, darbietende Selbstdarstellungen wie auch ausgeprägte Suche nach Bestätigungen sind eher moderat. Ein wirklich reeller Selbstwert ist nicht abhängig von Leistung, sozialer Anerkennung oder Aussehen. Zeitlich gesehen ist er daher stabil.

Von einem stabilen Selbstwert spricht man, wenn er nicht nur in Maßen, sondern auch stabil ist. Ein stark schwankender Selbstwert ist ungesund. Trotz Stabilität können jedoch nicht alle Schwankungen vermieden werden. Die Bewertung darf nicht zu stark von der Umwelt abweichen und bleibt so empfindsam gegenüber unberechenbaren Zufällen.

Selbstwert in einer Art von übermässiger Selbstüberschätzung macht verletzlich bei Kritik. Es kann dazu führen, dass eine Tendenz zur Selbstbeurteilung verstärkt wird. Dies hat zur Folge, dass Betroffene Situationen vermeiden, bei denen ihr Selbstwert in Gefahr geraten könnten.

Der Selbstwert hängt nicht nur vom individuellen Erfolg ab. Ohne gesellschaftliche und zwischenmenschliche Anerkennung geht es nicht. Jedoch ist es wichtig, sich nicht zu sehr von dem Urteilsvermögen anderer abhängig zu machen, sondern sich selbst ausreichend Wertschätzung schenken. Das heisst einen bedingten, aber stabilen Selbstwert gekonnt kultivieren und somit Selbstakzeptanz zu steigern.

Perfektionisten haben einen erfolgsabhängigen Selbstwert. Sie fühlen sich besonders wertvoll, wenn sie beständig durch ihre Tätigkeit etwas leisten. Als Folge eines solch bedingten Selbstwerts könnte eine globale Abwertung auf sie einwirken, wenn sie unter ihrem Maßstäben bleiben.

Salvere-Positive Psychologie-Was ist Selbstwert