Was ist Selbstmitgefühl?
Mitfühlen schenkt Energie und Wohlbefinden. Selbstmitgefühl inspiriert Menschen, Veränderungen im Leben anzunehmen, um ihr volles Potenzial zu entfalten. Menschen mit einer inneren und ausgewogenen Haltung gehen mit einer freundlichen und nachhaltigen Weise an Herausforderungen heran. Sie haben die Kraft sich Schwierigkeiten zuzuwenden. Sie akzeptieren sich und gehen gütig mit sich um. Eine wohlwollende Haltung bei schwierigen Situationen motiviert sie, ihre Ziele weiterhin mit Leichtigkeit zu verfolgen. Selbstmitgefühl schenkt emotionale Stärke und hilft Stresssituationen zu erkennen.
Inhalt
Was ist Selbstmitgefühl?
Selbstmitgefühl schenkt Energie und verstärkt das Erleben von positive Gefühlen. Es stärkt die Gesundheit und fördert gute Beziehungen. Selbstmitgefühl beinhaltet eine wertschätzende und bejahende Anschauung des eigenen Ichs.
Wachsames Selbstmitgefühl hilft Menschen zu erkennen, wenn sie im Stress sind. Selbstmitgefühl gewährt ihnen die emotionale Energie und Stabilität, um sich schneller von emotionalen Schmerz zu erholen. Es fällt ihnen leichter sich Fehler oder Miseren einzugestehen.
Achtsame wenden sich ihrem emotionalen Schmerz liebevoll zu, statt ihn zu bekämpfen oder ihn aufzubauschen. Um glücklich zu sein, umsorgen sie sich, sind rücksichtsvoll mit sich selbst und geben sich das, was sie wirklich gerade brauchen. Je mehr sie auf sich achten, desto mehr überwiegt nicht der Missstand, sondern Liebe und Freude. Menschen mit Selbstmitgefühl erkennen, dass unermüdliches Streben nach überdurchschnittlichen Leistungen sie eher einschränkt, als voranbringt. Schnell könnte man scheitern und den eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden. Das Selbstbewusstsein gerät in eine Selbstkritik. Es wird immer Menschen geben, die noch erfolgreicher, intelligenter oder auch attraktiver sind. Selbstmitgefühl stärkt Menschen mit sich nachsichtig zu sein.
Vorteile von Selbstmitgefühl
Selbstmitgefühl bewirkt eine emotionale Stärke und Resilienz. Der mitfühlende Umgang mit sich selbst führt zu einer inneren Ausgeglichenheit. Dadurch entwickelt sich ein positives Selbstwertgefühl, was zu einem grösseren psychischen Wohlbefinden führt. Ebenso fördert Selbstmitgefühl Optimismus und Lebenszufriedenheit. Destruktive Emotionen werden als Teil des menschlichen Lebens akzeptiert.
Sind wir in der Lage mehr Mitgefühl für unsere eigenen Fehler und Schwächen zu entwickeln, erleichtert es uns, mehr Mitgefühl für andere aufzubringen.
Ein positiver Effekt ist, dass wir uns weniger ärgern, da wir mehr Verständnis für andere Menschen aufbringen können. Menschen mit einem hohen Selbstmitgefühl sind offener. Nach Angriffen zeigen sie wenig Aggressivität. (Dr. Kristin Neff, 2011)
Selbstmitgefühl hilft bei der Entwicklung eines stabilen Selbstwerts, begünstigt eine angemessene Selbstbewertung und schafft psychisches Wohlbefinden. Diese drei Faktoren charakterisieren «Flourishing“. In diesem Zusammenhang kann Flourishing als emotionaler, verhaltensbezogener und selbstaktualisierender Prozess getrachtet werden.
Das Selbstmitgefühl Mantra
Bei einem belastenden Ereigniss könnte man zum Beispiel so mit sich selber umgehen:
«Das finde ich jetzt grad nicht so leicht.
Ich bin kein Einzelfall. Das passiert auch anderen.
Ich gehe jetzt freundlich und verständnisvoll um mit mir.
Ich darf Mitleid mit mir selber haben.» (nach Kirstin Neff)
Mantras haben Einfluss auf Geist und Körper.
Bei emotionalen Schmerz können wir uns trösten, in dem wir uns selbst Mitgefühl schenken.
Kirstin Neff spricht von drei wichtigen Elementen des Mitgefühls.
Diese sind Achtsamkeit, Selbstfreundlichkeit und das Gefühl der gemeinsamen Menschlichkeit.
Das Element Achsamkeit hilft uns mit unserem Leben gegenwärtig zu sein.
Achtsamkeit bedeutet in sich hineinzuhören und mit dieser Handlung bewusst wahrzunehmen, wie es einem gerade geht. Es ist eine offene, nichturteilende Anteilnahme für den emotionalen Schmerz und unsere Reaktion darauf. Mit Achtsamkeit werden Erfahrungen und unsere Reaktionen aus der Perspektive eines «freundlichen Zeugen» empfunden. Menschen, die ohne Urteil ihren Gefühlen und Ängsten Aufmerksamkeit schenken, fällt es leichter, ein liebevolles Verständnis für sich selbst zu entwickeln. Es ist das Gegenmittel gegen Selbstabsorption.
«Dies ist ein Augenblick, in dem es mir nicht gut geht.»
Das Element Gefühl der gemeinsamen Menschlichkeit ist das Bewusstsein der Verbundenheit mit der Menschheit als Einheit. Machen wir uns bewusst, dass emotionaler Schmerz zum Leben dazugehört (Grundwirklichkeit des Lebens) und alle Menschen Fehlschläge zu verkraften haben, stellen wir unsere gegenwärtigen Umstände in einen übergeordneten Zusammenhang. Wir sehen uns als Teil einer größeren Einheit. Es ist das Gegenmittel gegen Selbstisolation.
«Leid gehört zum Leben. Es geht allen Menschen schon mal so.»
Das Element der Selbstfreundlichkeit hilft uns dem emotionalen Schmerz auf eine fürsorgliche Weise verbunden zu fühlen. Wir begegnen uns selbst aktiv mit Güte und Verständnis, statt uns selbst zu verurteilen. Wir gehen mit uns selbst um, wie wir es mit einem guten Freund tun würden. Wir schenken uns Aufmerksamkeit, wenn wir es brauchen. Eine liebevolle Freundlichkeit sich selbst gegenüber ist ein Gegenmittel gegen Selbstkritik.
«Ich schenke mir selbst das Mitgefühl, was ich jetzt brauche. Ich kann jetzt freundlich und gütig mit mir umgehen.»
Entwickelt man sich eigene Varianten von tröstenden Sätzen und sprechen wir immer wieder diese Sätze zu uns selbst, verwandeln sie sich in eine Art Mantra.
Selbstmitgefühl und der Körper
Gefühle haben Auswirkungen auf unseren gesamten Organismus. Selbstmitgefühl schließt die Fürsorge für unseren gesamten Körper mit ein.
Selbstmitgefühl ist ein System, das in unserem menschlichen Entwicklungsprozess entstanden ist, um uns Sicherheit zu geben. Dieses System ist bei den Säugetieren für die Fürsorge zuständig. Säugetiere haben einen ausgeprägten Instinkt, für ihre nachfolgende Generation zu trösten, zu beruhigen und zu wärmen. Da ihre Jungen sehr hilflos geboren werden, müssen sich die Eltern ausgiebig um diese kümmern, damit sie überleben können. Der Nachwuchs lernt Trost, Beruhigung, Wärme und zärtliche Berührungen anzunehmen. Diese Fähigkeiten haben sich in unserer Evolution so entwickelt, damit wir uns sicher und geborgen fühlen. Werden die Jungen so umsorgt, so setzt sich Oxytocin frei und Opioide aktivieren das parasympathische Nervensystem. Das parasympathische Nervensystem sorgt dafür, dass sie sich beruhigen und sicher fühlen können.
Lassen wir uns Mitgefühl zuteilwerden, gewinnen wir durch das System der Fürsorge und Bindung ein Gefühl von Sicherheit. Wir fühlen uns emotional ausgeglichen, sicher, akzeptiert und geliebt. Dieses Gefühl ist die beste Basis um glücklich zu sein und unsere Ziele zu erreichen.
Studienergebnisse zeigen, dass Selbstmitgefühl
- Stress, Angst und Depression reduziert
- emotionales Wohlbefinden fördert (Neff, 2012).
- Grübelneigungen reduziert (Neff, 2003/ Neff, 2007)
- zu konstruktiveren Umgang mit belastenden Gefühlen, eigenen Schwächen und Schicksalsschlägen führt
In der Rolle der Achtsamkeit und selbstmitfühlender Körperarbeit (Body-Scan & Yoga) können wir in der Präsenz des Augenblicks verweilen, starke Gefühle aushalten und schwierigen Dingen ihre Leichtigkeit zurückgeben. Wir lernen für uns zu sorgen und uns anzunehmen.