Was ist ein Burn-out?

Müde, antriebslos, total ausgebrannt: Die ersten Anzeichen für ein Burn-out-Syndrom sind vielfältig. Wer an psychischem und physischem Erschöpfungszuständen leidet, sollte die Notbremse ziehen. Mehrere gleichzeitig auftretende Symptome führen schliesslich zu einer Störung im Organismus, welche als Burn-out bezeichnet werden kann.


Die 12 Phasen des Burn-out Prozesses

BURN-OUT - Die 12 Phasen des Burn-out Prozesses

Typisch für Burn-out ist der Phasenverlauf. Nicht jeder Burn-out Betroffene muss notwendigerweise alle Stadien durchmachen und alle Symptome erleben. Manche bleiben über Jahre hinweg in einer Phase. Anderen gelingt es, den Teufelskreis zu unterbrechen, indem sie ihr Leben und ihre Einstellungen ändern. Der Ablauf eines Burn-out-Prozesses ist sehr individuell und die Reihenfolge der Phasen eines Burn-out ist keinesfalls fix vorgegeben. Es kann sein, dass manche Phasen gar nicht auftreten.

Der deutsch-amerikanische Psychologe und Psychoanalytiker Freudenberger und seine Kollegin Gail North haben zwölf Phasen im Verlauf des Burn-out-Syndroms identifiziert.

Die Reihenfolge muss jedoch nicht wie in der folgenden Auflistung verlaufen:

  1. Drang nach Anerkennung und übertriebener Ehrgeiz – der Betroffene erfüllt seine Aufgaben mit grosser Begeisterung. Allerdings überfordert er sich oftmals dabei und setzt sich zu hohe Ziele.
  2. Übertriebene Leistungsbereitschaft – um den eigenen Ansprüchen zu genügen, wird noch mehr Energie aufgebracht und alles dafür getan, den Ansprüchen doch noch gerecht zu werden. Das Gefühl, unersetzbar zu sein, steigt. Deshalb werden kaum Aufgaben abgegeben und eine Arbeitsentlastung findet daher eher selten statt.
  3. Ausblenden der eigenen Bedürfnisse – in dieser Phase tritt das Verlangen nach Ruhe, Schlaf und Regeneration immer weiter in den Hintergrund. Häufig nimmt der Konsum von Alkohol, Nikotin und Kaffee zu.
  4. Ausblenden von Warnsignalen und Überforderung – um weiterhin leistungsstark zu funktionieren, blendet der Betroffene alle Warnsignale und Anzeichen des eigenen Körpers aus. Unzuverlässigkeit und Fehler häufen sich im Arbeitsalltag.
  5. Verzerrte Wahrnehmung der Realität – alte Grundsätze verlieren an Wert, Freundschaften und berufliche Kontakte, die vorher eher Entlastung und Unterstützung waren, werden nun eher als Belastung empfunden. Die Wahrnehmung wird reduziert auf ein Minimum. Probleme in der eigenen Beziehung treten auf.
  6. Ausblenden von ersten Beschwerden – Probleme häufen sich im Leben des Betroffenen. Körperliche Beschwerden, wie Müdigkeit, Kopfschmerzen und Angst setzen ein. Jedoch werden diese Probleme ignoriert und ihnen kaum Beachtung geschenkt.
  7. Rückzugsphase – Hoffnungslosigkeit breitet sich aus und verdrängt nahezu alle positiven Gefühle. Alkohol und Medikamente dienen häufig zur Ablenkung. Das soziale Umfeld wird als Bedrohung angesehen und als überfordernd empfunden.
  8. Beratungsresistenz baut sich auf – der Betroffene wird unflexibel im Denken und schränkt sich, was sein eigenes Verhalten anbelangt, immer mehr ein. Kritik wird komplett zurückgewiesen und als Angriff auf die eigene Persönlichkeit empfunden. Er zieht sich immer weiter zurück.
  9. Entfremdung – in dieser Phase fühlt sich der Betroffene sich selbst gegenüber fremd. Es kommt ihm vor, als würde er ohne freien Willen nur noch automatisch funktionieren.
  10. Innere Leere – mutlos und erschöpft bezwingt der Betroffene seinen Alltag. Angst und Panikattacken verfolgen den Betroffenen.
  11. Auftretende Depressionen – dauerhafte Verzweiflung und Niedergeschlagenheit stellen sich ein.
  12. Totale Erschöpfung – die andauernde geistige und körperliche Müdigkeit lähmt und beeinflusst das gesamte Leben. Das Immunsystem ist geschwächt, die Gefahr von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Magen-Darm-Leiden steigt erheblich. Die Suizidgefahr ist in diesem Stadium am höchsten.

Wie erkennt man ein Burn-out?

Viele Symptome des Burn-out-Syndroms ähneln denen der Depression. Betroffene fühlen sich ausgebrannt, sie haben sich sozusagen zu sehr verausgabt.

 

Die häufigsten Anzeichen für einen Burn-out

  • Lustlosigkeit, Übellaunigkeit, Gereiztheit, Gefühle des Versagens und der Sinnlosigkeit.
  • Angst, den Anforderungen nicht mehr gewachsen zu sein bis zu mangelndes Interesse am Beruf oder Aufgabenbereich.
  • Kraftlosigkeit, Erschöpfung, permanente Müdigkeit und Mattigkeit.
  • Schlafstörungen: Einschlafstörungen, Durchschlafstörungen, Ausschlafstörungen, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen.
  • Verzweiflung bis hin zu Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit, Erschöpfung, Depressionen, chronische Motivationslosigkeit und Stimmungsschwankungen.
  • Körperliche Symptome: Kopf- und Rückenschmerzen, Magen- Darm-Beschwerden, Schwindel, Herz-Kreislaufprobleme, häufige Infekte, Hörstörungen wie Hörsturz und Tinnitus.

Die drei Dimensionen des Burn-out-Syndroms

Als gängigstes Messinstrument zur Erfassung des Burn-out-Syndroms gilt  „Das Maslach Burn-out Inventory (MBI)“ und wurde 1981 von Christina Maslach entwickelt. Es wird in ca. 90 % aller veröffentlichten wissenschaftlichen Studien eingesetzt. Mithilfe von 22 Fragen aus 3 Kategorien  (emotionale Erschöpfung, Depersonalisierung, Leistungszufriedenheit) und deren Beantwortung nach Intensität und Häufigkeit, deckt dieser Fragebogen die wichtigsten Aspekte des Burn-outs ab.

Emotional exhaustion (zumeist als „emotionale Erschöpfung“ übersetzt)

Diese Erschöpfung resultiert aus einer übermässigen emotionalen oder physischen Anstrengung. Es ist die Stress-Dimension des Burn-out-Syndroms. Die Betroffenen fühlen sich schwach, kraftlos, müde und matt. Sie leiden unter Antriebsschwäche und sind leicht reizbar.

Depersonalization („Depersonalisation“ oder besser: „Entfremdung“)

Mit dieser Reaktion stellen die Betroffenen eine Distanz zwischen sich selbst und ihren Klienten (Patienten, Schülern, Pflegebedürftigen, Teamkollegen oder Kunden) her. Das äussert sich in einer zunehmenden Gleichgültigkeit und teilweise zynischen Einstellung gegenüber diesen Personen. Mit anderen Worten: Sie lassen die Probleme und Nöte der Klienten nicht mehr an sich herankommen und konzentrieren sich auf den sachlichen Aspekt der Beziehung. Die Arbeit wird zur reinen unpersönlichen Routine.

Personal accomplishment (Persönliche Zielrealisierung bzw. Zielerreichung)

Die Betroffenen haben häufig das Gefühl, dass sie trotz Überlastung nicht viel erreichen oder bewirken. Es mangelt an den Erlebnissen des Erfolges. Da die Anforderungen quantitativ und qualitativ steigen und sich ständig verändern, erscheint die eigene Leistung im Vergleich zu den wachsenden Anforderungen gering. Diese Diskrepanz zwischen Anforderungen und Leistungen nimmt der Betroffene als persönliche Ineffektivität bzw. Ineffizienz wahr. Dies ist auch eine Folge der Depersonalisierung, weil die Betroffenen sich von ihren Klienten entfernt haben und auf deren Erwartungen nicht mehr wirksam eingehen können. Darunter leidet der Glaube und der Sinn an der eigenen Tätigkeit.

Wer bekommt ein Burn-out?

BURN-OUT - Wer kriegt ein Burn-out?

BURN-OUT – Wer kriegt ein Burn-out?

Unabhängig von Berufsstand, Alter und intellektuellem Status ist jeder von uns der Gefahr des Burn-outs ausgesetzt. Ob ein Mensch an einem Burn-out leidet, hängt davon ab, wie der Betroffene ein Problem betrachtet und wie in Folge damit umgegangen wird. Experten gehen davon aus, dass Personen, welche ein stark ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein und Pflichtbewusstsein haben, gefährdeter sind. Personen, welche sich auf Funktionen, Sachverhalte und Aufgaben konzentrieren, haben es in der Regel leichter, als Menschen, die immer mit anderen Menschen zu tun haben. Auch Personen, die zu Ängstlichkeit neigen, sind anfälliger für ein Burn-out–Syndrom, als Personen, die mutig sind. Ein geringes Selbstwertgefühl stellt ein grösseres Risiko dar. Personen, die leicht zu irritieren sind und sich vom Weg abbringen lassen, sind gefährdeter als jene, die ihren Lebensweg konsequent beschreiten. Die Besorgten neigen eher zu einer Depression als jene, die positiv denken.

4 häufigsten Persönlichkeitsfaktoren, die einen Burn-out begünstigen

Perfektionismus

  • Menschen, die sehr hohe Anforderungen an sich stellen, alles perfekt machen wollen und sich (übertrieben) hohe Ziele setzen, egal ob im Beruf, im Privaten, im Hobby oder in der Liebe.
  • Wenn sie bemerken, dass von anderen keine Anerkennung zurückkommt oder dass sie ihre Ziele nicht immer und überall erreichen können, sind sie (von sich) enttäuscht, strengen sich vielleicht noch mehr an und ihr Akku läuft langsam, aber sicher leer.

Ehrgeiz

  • Menschen mit sehr grossem Ehrgeiz sind insbesondere dann gefährdet, an Burn-out zu erkranken, wenn der Motor für ihren Ehrgeiz das Gefühl ist, nicht gut genug zu sein, d.h. sie unter einem geringen Selbstwertgefühl leiden.
  • Sie müssen sich und anderen durch ihre Leistung immer wieder aufs Neue beweisen, dass sie „wer“ sind und können keine Rücksicht auf ihren Körper nehmen.

Helfersyndrom

  • Menschen mit einem ausgeprägten Helfersyndrom verschleissen sich, da sie für alle und jeden ein offenes Ohr haben, für andere immer da sind und sich so mehr zumuten, als es ihre Kräfte erlauben.
  • Menschen mit einem Helfersyndrom findet man oft in sozialen Bereichen und im Gesundheitswesen. Ihre scheinbare Aufopferung rührt daher, dass sie durch ständiges Helfen ihr Selbstwertgefühl nähren wollen. Erst dann fühlen sie sich wichtig und gebraucht.

Nicht Nein sagen können

  • Menschen, die sich schwertun, anderen etwas abzuschlagen, denen es am entsprechenden Selbstbewusstsein mangelt,  Grenzen zu setzen, sind Burn-out-gefährdet. Sie haben Angst vor Konlflikten, die entstehen könnten, wenn sie anderen bzw. deren Erwartungshaltung nicht gerecht werden.
  • Sie erleben sich als Spielball ihrer Mitmenschen und fühlen sich oft ausgenutzt. Sie fühlen sich leicht überfordert, da sie es allen Recht machen wollen, was ihnen natürlich nicht gelingt.
  • Frauen sind besonders gefährdet, weil sie – mehr als Männer – dazu neigen, nach Harmonie zu streben und daher sehr schwer ein klares „Nein“ äußern können.

Wieso bekommt man ein Burn-out?

Ein verbreitetes Modell zur Erklärung der Ursache des Burn-out-Syndroms, vor allem in Unternehmen und im Management, ist das Konzept des Ungleichgewichts zwischen Anforderungen und Ressourcen, kurz ERI (effort-reward imbalance model) von Johannes Siegrist.

Das ERI-Konzept stellt dar, wie ein signifikantes Ungleichgewicht (zwischen Anforderungen und Ressourcen) mit gewisser Wahrscheinlichkeit zum Burn-out-Syndrom führen wird. Das Modell zeigt als Ansatzpunkt die Vorbeugung und Therapie dieses Syndroms. Um die Wiederherstellung des Gleichgewichts gewährleisten zu können, sind bestimmte Kompetenzen, wie die Selbstregulierung, das Selbstmanagement und die entsprechende Umsetzungsstärke notwendig.

Erklärung des Burnout – Syndroms

(Mit dem Job Demanders-Resources bzw. Effort – Reward- Imbalance Modell nach A. Bakker
in Joural of Managerial Psychology. Vol 23 (2007) pp. 309-328)
 

Anforderungen / Energieverbrauch

  • Aufmerksamkeit und Konzentration unter Zeitdruck
  • Emotionale belastende Situationen und Verhalten
  • Körperliche Anspannung und Belastung
  • Zunehmende Komplexität und steigende Ansprüche

waage

Ressourcen/Energiequelle

  • Wertschätzung und „gute“ Beziehungen (Zugehörigkeit)
  • Erfolgserlebnisse (Leistung) und Feedback
  • Gestaltungsmöglichkeiten. Kreativität und Einfluss
  • Persönliches Wachstum. Lernen und Ethik

Notwendige Kompetenzen

  • Selbststeuerung und Volition
  • Umsetzungskompetenz
  • Selbstmanagement

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