Besitzen Unternehmer eine höhere Resilienz?

In Krisensituationen ruhig und gelassen bleiben und nach Rückschlägen schnell wieder aufstehen. Schwierige Zeiten und härteste Rückschläge zielorientiert und mit einer inneren Sicherheit meistern. Klingt gut. Wer diese Eigenschaften in sich vereint, ist resilient.

Was ist Resilienz?

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WAS IST RESILIENZ?

Der Begriff kommt aus der Physik und bedeutet hier, sich verformen lassen und dennoch in die ursprüngliche Form zurückfinden. Die Psychologie nennt die Fähigkeit, trotz widriger Bedingungen zu gedeihen, Resilienz. Menschen, die besonders resilient sind, weisen nach dem US-amerikanischen Psychologen Gordon W. Allport eines der drei häufigsten Big Five Persönlichkeitsprofile auf.

Big Five Persönlichkeitsprofil (Gordon W. Allport)

Bei den Big Five bzw. dem Fünffaktorenmodell handelt es sich um ein Modell der Persönlichkeitspsychologie, das fünf Hauptdimensionen der Persönlichkeit postuliert.

Demnach lässt sich jeder Mensch auf den folgenden Skalen einordnen:

  1. Neurotizismus – dieser Faktor spiegelt individuelle Unterschiede im Erleben von negativen Emotionen wieder. (Ängstlichkeit, Reizbarkeit, Depression, soziale Befangenheit, Impulsivität und Verletzlichkeit)
  2. Extraversion – dieser Faktor beschreibt Aktivität und zwischenmenschliches Verhalten.(Herzlichkeit, Geselligkeit, Durchsetzungsfähigkeit, Aktivität, Erlebnishunger, Frohsinn und Begeisterungsfähigkeit)
  3. Offenheit für Erfahrungen – dieser Faktor beschreibt das Interesse und das Ausmaß der Beschäftigung mit neuen Erfahrungen, Erlebnissen und Eindrücken. (jeweils Offenheit für Fantasie, Ästhetik, Gefühle, Handlungen, Ideen und bezüglich des Normen- und Wertesystems)
  4. Verträglichkeit – dieser Faktor beschreibt das interpersonelles Verhalten. (Vertrauen, Freimütigkeit, Altruismus, Entgegenkommen, Bescheidenheit und Gutherzigkeit)
  5. Gewissenhaftigkeit – dieser Faktor beschreibt in erster Linie den Grad an Selbstkontrolle, Genauigkeit und Zielstrebigkeit. (Kompetenz, Ordentlichkeit, Pflichtbewusstsein, Leistungsstreben, Selbstdisziplin und Besonnenheit)

Eine hohe oder niedrige Ausprägung der einzelnen Faktoren bedeutet, dass die Werte der Person sich signifikant vom Durchschnitt der jeweiligen Normstichprobe unterscheiden.

Die Big Five gelten heute international als das universelle Standardmodell in der Persönlichkeitsforschung und wurden innerhalb der letzten 20 Jahre in über 3.000 wissenschaftlichen Studien verwendet.

Krisenimmunsystem resilienter Menschen

Eine weitere wichtige Rolle ist die psychische und mentale Widerstandskraft.

Seelische Widerstandskraft ist mehr als ein paar positive Gedanken oder die Konzentration auf die eigenen Stärken. Besonders bei optimistischen Menschen ist sie auch kein aussergewöhnlicher Persönlichkeitsfaktor. Vielmehr ist es die Art und Weise, wie sie Krisen und Belastungen, egal in welchen Lebenslagen, verarbeiten.

Resiliente Menschen haben eine Art „Krisenimmunsystem“ und eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung. Es hilft ihnen, schwierige Zeiten und plötzlichen Veränderungen durch Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen zu meistern und als Anlass für Entwicklung zu nutzen. Mit einer inneren Sicherheit und Stärke gehen Sie an die Situation heran und erlangen nach einer Herausforderung schneller wieder ihr Gleichgewicht.

Selbstwirksamkeitserwartung resilienter Menschen

Das Konzept der Selbstwirksamkeitserwartung (SWE) wurde von dem Psychologen Albert Bandura in den 70er Jahren entwickelt.

SWE ist die eigene Erwartung, aufgrund eigener Kompetenzen gewünschte Handlungen erfolgreich selbst bewältigen zu können. Ein Mensch, der daran glaubt, selbst etwas zu bewirken, um auch in schwierigen Situationen selbstständig handeln zu können, hat demnach eine hohe SWE.

Untersuchungen haben gezeigt, dass Personen mit einem starken Glauben an die eigene Kompetenz größere Ausdauer bei der Bewältigung von Aufgaben, eine niedrigere Anfälligkeit für Angststörungen und Depressionen und mehr Erfolge in Ausbildung, somit im Berufsleben aufweisen.

Resiliente Personen…

  • Bestimmen über ihr eigenes Schicksal.Maxi-Positiv1
  • vertrauen nicht dem Glück oder dem Zufall, sondern nehmen die Dinge selbst in die Hand.
  • schreiben Erfolge ihrem Können – Misserfolge eher dem Zufall zu.
  • glauben an die Wirksamkeit ihrer Handlung.
  • ergreifen Möglichkeiten, wenn sie sich bieten.
  • haben ein realistisches Bild von ihren Fähigkeiten.
  • Sehen Schwierigkeiten als Herausforderung.
  • verlassen bei Krisen schneller die Opferrolle.
  • bleiben auch in harten Zeiten optimistisch.
  • fragen früher nach Hilfe.

Kann man Resilienz lernen?

Resilienz lässt sich trainieren und ist in jedem Alter erlernbar. Dabei geht es nicht darum, sich abzuhärten und unempfindlich gegenüber seinen eigenen Emotionen zu werden. Es geht darum, einen besseren Umgang mit seelischen Schmerzen zu erlernen, damit man gestärkt aus einer Krise hervorgehen kann.

Eine neue Sichtweise

So ziemlich jeder Mensch erleidet früher oder später in seinem Leben eine Krise. Sei es eine wichtige Prüfung, die man nicht besteht, eine Trennung, eine schwere Krankheit, Arbeitslosigkeit oder der Verlust einer geliebten Person. Leider bleibt keiner von uns in seinem Leben davon verschont. Resiliente Menschen nehmen die Krise als Chance. Nicht resiliente Menschen zerbrechen oft an der Krise und fühlen einen Kontrollverlust.

Wir können lernen, anders zu denken. Vielleicht fällt Ihnen an dieser Stelle eine Situation ein, in der Sie eine tiefe Erkenntnis hatten und von einem Tag auf den anderen gelernt haben, etwas aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Eventuell hat dies auch dazu geführt, dass Sie sich besser gefühlt haben und dass irgendetwas in Ihrem Leben plötzlich viel leichter ging.

KANN MAN RESILIENZ LERNEN?

KANN MAN RESILIENZ LERNEN?

Trainieren Sie Ihre Resilienz:

  • Gehen Sie mit Optimismus an die Sache heran. Vermeiden Sie Denksätze wie „Mir gelingt nie etwas“ und ersetzen Sie diese durch positive Formulierungen wie: „Diesmal hat es leider nicht geklappt, aber beim nächsten Mal klappt es bestimmt“.
  • Versuchen Sie, das Gute an der Situation zu sehen. Es gibt natürlich Situationen, in denen das nicht möglich ist. Akzeptieren Sie das Geschehene!
  • Nehmen Sie sich Zeit, Ihre Emotionen wahrzunehmen. Mit der Zeit können Sie lernen, Emotionen nicht als Stress sondern als Herausforderung anzunehmen.

Üben resilientmachender Denkmuster

Halten Sie eine Situation, die für Sie nicht gut gelaufen ist, auf einem Blatt Papier fest. Notieren Sie die Situation welche Sie geärgert hat oder traurig gemacht hat.

Beispiele:

  • Ich habe einen Strafzettel für zu schnelles Fahren bekommen.
  • Mein Zug hatte Verspätung und ich habe den Anschlusszug verpasst.
  • Ich habe die Beförderung wieder nicht bekommen.

Machen Sie dann ein Brainstorming und stellen sich die Frage:

Was kann ich daraus für mich lernen?

Nehmen Sie sich 5 Minuten dafür Zeit und sammeln Sie einfach alle Ideen, die Ihnen dazu kommen. Spinnen Sie ruhig ein wenig herum. Lassen Sie alles zu, was Ihnen in den Kopf kommt, zu. Falls Ihnen das nicht so leichtfällt, fragen Sie sich: Was sagen Sie einem anderen, der Ihnen erzählt „Ich habe den Anschlusszug nicht bekommen“ oder „Ich habe einen Strafzettel bekommen“? Manchmal ist es nämlich leichter, anderen gegenüber das Positive in deren verfahrener Situation aufzuzeigen.

Wem nützt Resilienztraining

  • Allen Menschen, die ein zufriedenes und ausgeglichenes Leben führen und dabei psychisch gesund bleiben wollen.
  • Alle Unternehmer, die erfolgsorientiert arbeiten und ganz nebenbei den Krankenstand ihrer Mitarbeiter senken wollen. Gleich, ob Profit- oder Non-Profit-Unternehmen.
  • Alle Führungsverantwortlichen, die Karriereknicks oder Rückschlage annehmen und diese in neue Energien für die Zukunft umsetzen wollen.

Besitzen Unternehmer eine höhere Resilienz?

Lt. Studie der Bertelsmann-Stiftung weisen Führungskräfte meist einen signifikanten höheren Resilienz Quotienten auf, als ihre Mitarbeiter. Resiliente Unternehmer gehen mit Stresssituationen und Krisen anders um. Sie empfinden Stress nicht als Belastung, sondern nehmen ihn als sportliche Herausforderung an. Im vollen Vertrauen in die eigene Kraft halten sie Rückschläge besser aus und verbuchen sie unter Erfahrung. Und sie beherrschen eine kluge Strategie: Sie sind nicht gewillt, anderen viel Macht über das eigene Wohlbefinden einzuräumen.

Merkmale resilenter Unternehmer

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  • Sie lassen die Erkenntnisse aus der Selbstreflexion in die Beziehung zu Ihren Mitarbeitern einfliessen und holen Ihr Team ins Boot.
  • Sie erkennen Schwierigkeiten als Aufgabe zur positiven Weiterentwicklung an und können sich schneller und präziser entwickeln.

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  • Sind sich bewusst über Ihre Rollen, Erwartungen und Ihren Führungsstil.
  • Sind achtsam im Umgang mit sich selbst, mit ihrer Selbststeuerung und ihrem Energiehaushalt und stärken die Mitarbeiter in der Eigenverantwortung, der Qualifikation und des Talentismus.

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  • Sie richten ihre Aufmerksamkeit auf das, was die Organisation stark macht und Mitarbeiterebenen verbessert.
  • Dadurch entwickelt sich eine verbesserte Fähigkeit, sich an Veränderungen anzupassen und Chancen schneller aufzugreifen als der Mitbewerber

Resilienz – ein Teilbereich der Positiven Psychologie?

RESILIENZ - Ein Teilbereich der Positiven Psychologie?

RESILIENZ – Ein Teilbereich der Positiven Psychologie?

Die Resilienzforschung wird als Teilbereich der Positiven Psychologie gesehen. Sie beschäftigt sich mit den Faktoren, die zu einer hören Lebensqualität beträgt. Resilienz ist auch eine wichtige Grundlage für ein erfolgreiches und gesundes Leben. Menschen mit einem hohen Resilienz Quotienten (RQ) weisen weniger psychosomatische Beschwerden und Burn-out-Symptome auf.

Die 7 Faktoren in der Resilienz Forschung

Die US-Forscher Dr. Karen Reivich und Dr. Andrew Shatté von der University of Pennsylvania beschreiben in ihrem Buch „The resilience factor“ sieben entscheidende Faktoren, die einen hoch-resilienten Menschen ausmachen. Lt. Martin Seligman werden in der Positiven Psychologie diese Resilienz-Faktoren als besondere Charakterstärken gewertet, welche eine grosse Bedeutung für den privaten und beruflichen Erfolg haben.

  1. Akzeptanz – wenn wir eine Krise bewältigen wollen, müssen wir als erstes akzeptieren, was geschehen ist. Erst nachdem wir den schmerzlichen Tatsachen ins Auge geblickt und sie nüchtern akzeptiert haben, sind wir für weitere Schritte offen.
  2. Das Prinzip Hoffnung – der Glaube daran, dass das Leben im Ganzen mehr Gutes als Schlechtes bringt, ist die Grundlage jeder Krisenbewältigung. Eine gute innere Grundhaltung ist dabei, dass wir auf alles, was uns im Leben passiert, Einfluss nehmen können, Krisen zeitlich begrenzt sind und überwunden werden können.
  3. Die Opferrolle verlassen – das Gefühl, das Opfer der Umstände oder der Mitmenschen um uns herum zu sein, stellt sich bei Krisen schnell ein. Diese Opferrolle raubt unglaublich viel Energie – auch wenn das „unschuldige Leiden am bösen anderen“ anfangs vielleicht sogar angenehm ist.
  4. Lösungsorientierung – Optimismus und Akzeptanz machen den nächsten Schritt der Lösungsorientierung möglich. Was sind mögliche Lösungen für die gegenwärtige Krise? Wie bekomme ich wieder ein Gefühl von Kontrolle über mein Leben? Was sind meine Ziele und was erwarte ich? Wie gehe mit dem Stress um, der Krisen begleitet?
  5. Verantwortung übernehmen – zu resilientem Verhalten gehört die Bereitschaft und die Reife, Verantwortung für das eigene Tun zu übernehmen und sich gleichzeitig nicht zum Sündenbock zu machen! Sobald wir unseren Teil der Verantwortung übernehmen und das Gefühl haben, wieder selbst am Ruder zu sein, richten sich die Aufmerksamkeit und das Interesse auf die Zukunft.
  6. Netzwerkorientierung – ein stabiles und lebendiges Netzwerk stärkt unsere Resilienz. Es ist wichtig mit anderen Menschen darüber zu sprechen, wie es in uns aussieht. Das alleine entlastet und macht die Gedanken für neue Ideen frei.
  7. Zukunftsplanung – die siebte Säule umfasst eine solide und umsichtige Zukunftsplanung, mit dem Wissen, dass nicht alles planbar ist. Sich mit der Zukunft zu beschäftigen bedeutet, Alternativen zu entwickeln. Mit Alternativen erhalten wir innere Wahlmöglichkeit, die unsere Flexibilität und Handlungsfähigkeit stärkt, wenn es einmal „drunter und drüber“ geht.

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